Trotz EU-Verbot: Mehr Tierversuche für Kosmetik

Tierschutzorganisationen rufen zur Unterzeichnung der EU-Bürgerinitiative für ein tierversuchsfreies Europa auf

Mitteilung: Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.

Vor neun Jahren trat das EU-weite Vermarktungsverbot für in Tierversuchen getesteter Kosmetika in Kraft. Damals galt das Verbot als Meilenstein. Doch der Bundesverband Menschen für Tierrechte und seine europäischen Partnerorganisationen haben wenig Grund zum Feiern, denn die aktuelle Chemikalienverordnung unterläuft das Verbot. Dies könnte dazu führen, dass sich die Zahl der Tierversuche in der EU massiv erhöht. Gemeinsam rufen die Tierschutzorganisationen deswegen dazu auf, jetzt die aktuelle EU-Bürgerinitiative (EBI) für ein tierversuchsfreies Europa zu unterschreiben. … weiterlesen

Bäume rufen Vögel und räuberische Insekten um Hilfe

Chemische „Hilferufe“ von Bäumen erstmals in natürlichem Lebensraum nachgewiesen

Bericht: Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig

Leipzig/Jena. Waldbäume senden bei Befall durch Raupen und andere Pflanzenfresser Duftstoffe aus. Damit locken sie räuberische Insekten und sogar Vögel an und befreien sich so von ihren Plagegeistern. Was bislang nur in Labor- oder Gartenexperimenten nachgewiesen worden war, konnten Forschende unter Leitung des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv), der Friedrich-Schiller-Universität Jena und der Universität Leipzig nun erstmals in einem natürlichen Lebensraum zeigen – im 40 Meter hohen Kronendach des Leipziger Auwaldes. Die chemischen Hilferufe sind so wirksam, dass sie die Zusammensetzung der Insektengemeinschaft im Blätterdach maßgeblich bestimmen. Dieses Wissen könnte künftig für die natürliche Schädlingsbekämpfung in Land- und Forstwirtschaft genutzt werden, schreiben die Forschenden im Fachmagazin Ecology Letters. … weiterlesen

Empfindsame Elefantenrüssel

Elefanten haben einen stark spezialisierten Tastsinn. Das bestätigte eine Forschungsarbeit, die die Sensorik von Elefanten untersuchte und die am 20. Januar 2022 in Current Biology erscheint

Bericht: Humboldt-Universität zu Berlin

Tierarten leben in sehr unterschiedlichen sensorischen Welten. Entscheidend ist dabei, welche Sinneseindrücke für das jeweilige Überleben entscheidend sind. Solche unterschiedlichen Spezialisierungen des Tastsinnes sind häufig bereits in den sensorischen Nerven der Tiere sichtbar. Forscher der Humboldt-Universität zu Berlin und des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung Berlin (IWZ) untersuchten in ihrer Studie die sensorischen Nerven von Elefanten.

Die zwei Trigeminalganglien (Nervenknoten) der Elefanten, deren Nervenzellen die vom Rüssel aufgenommenen Reize weiterleiten, wiegen je etwa 50 g. Zusammengenommen sind sie damit schwerer als das Gehirn eines mittelgroßen Affen.
Die Nerven für den Tastsinn, die den Rüssel mit dem Gehirn verbinden, sind zusammen dicker als das Rückenmark des Elefanten. Das heißt, die „Anbindung“ des Rüssels an das Nervensystem ist umfangreicher als die Verbindungen des Gehirns zum (gesamten) Rest des Elefantenkörpers.
Der Nerv für den Tastsinn des Rüssels ist dreimal dicker als der optische Nerv, der visuelle Informationen überträgt, und sogar sechsmal dicker als der Hörnerv.

Professor Michael Brecht, der die Untersuchung leitete: „Der Rüsseltastsinn der Elefanten ist sehr beeindruckend und wahrscheinlich weit wichtiger für die Tiere, als bisher bekannt. Tatsächlich berühren Elefanten ihre Umwelt dauernd mit ihrem Rüssel.“

Publikation
Purkart, L., Tuff, J., Shah M., Kaufmann, L. V., Altringer, C., Maier, E., Schneeweiß, U., Tunckol, E., Eigen, L., Holtze, S.,  Fritsch,  G., Hildebrandt, T. & Brecht, M.  Trigeminal Ganglion and Sensory Nerves Suggest Tactile Specialization of Elephants. Current Biology, in press (2022).


19.1.2022
Humboldt-Universität zu Berlin
www.hu-berlin.de
Image by mordilla-net from Pixabay

 

Versuchstierzahlen 2020: Trotz Rückgang keine Trendwende in Sicht

Mitteilung: menschen für tierrechte e.V.
 
Die Zahl der im Tierversuch leidenden Tiere ist 2020 mit knapp 2 Mio. (1.899.880) um 8,8 Prozent zurückgegangen. Doch dies ist kein Grund zur Freude. Denn 2020 wurden mehr Versuchsvorhaben beantragt als 2019. Der Rückgang geht höchstwahrscheinlich auf Corona-Beschränkungen in den Laboren zurück. Nach Ansicht des Tierrechtsverbandes besteht die Gefahr, dass die aufgeschobenen Tierversuche nachgeholt werden. Die Zahlen wurden in diesem Jahr erstmals vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) herausgegeben werden. … weiterlesen

Hunde unterscheiden zwischen absichtlichem und unabsichtlichem Verhalten

Studie aus Göttingen und Jena

Bericht: Georg-August-Universität Göttingen

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Göttingen und vom Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte Jena haben verglichen, wie Hunde auf absichtliches und unabsichtliches Verhalten von Menschen reagieren. Sie fanden heraus, dass Hunde deutlich zwischen absichtlichem und unabsichtlichem Verhalten unterscheiden. Die Ergebnisse der Studie sind in der Fachzeitschrift Scientific Reports erschienen. … weiterlesen

Hunde als „Gedankenleser“

Bericht: Veterinärmedizinische Universität Wien

Dass Hunde vielfach als der „beste Freund des Menschen“ bezeichnet werden, ist bekannt. Eine soeben erschienene Studie des Clever Dog Labs an der Vetmeduni Vienna zeigt nun anhand eines Verhaltenstests erstmals, dass dies längst nicht alles ist. Demnach sind Hunde in gewisser Weise in der Lage, die Gedanken von Menschen zu „erraten“. Mit diesem „False Belief“-Verständnis wären die Hunde im Tierreich nicht nur der beste, sondern auch der verständnisvollste Freund des Menschen. … weiterlesen

Greenpeace-Test: Schweinefleisch mit antibiotikaresistenten Keimen belastet

Unwirksamkeit lebenswichtiger Arzneimittel ist auch Folge des Billigfleischsystems

Mitteilung: Greenpeace

Hamburg – Konventionelles Schweinefleisch aus dem deutschen Lebensmittelhandel ist teilweise mit antibiotikaresistenten Bakterien belastet. Das ist das Ergebnis einer Stichprobe von Greenpeace, für die insgesamt 50 Fleischproben auf verschiedene resistente Keime untersucht wurden. In zehn der 44 Proben von Schweinefleisch (23 Prozent), darunter grobe Bratwürste und Schnitzel, fanden sich Bakterien mit Resistenzen gegen gängige Mittel, mit denen Infektionskrankheiten beim Menschen behandelt werden. In vier Fällen ließen sich sogar Bakterien nachweisen, die gegen das wichtige Reserve-Antibiotikum Colistin resistent sind (Ergebnisse: https://act.gp/3qTmPaQ). Grundsätzlich können antibiotikaresistente Bakterien den Menschen bei jedem Kontakt “besiedeln” oder mit Keimen infizieren. Auch wenn die akute Gefahr für Verbraucher:innen gering ist, trägt die Verbreitung von Antibiotikaresistenzen zunehmend dazu bei, dass Infektionskrankheiten immer schwerer zu behandeln sind. “Die Fleischindustrie befeuert die Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen”, sagt Dirk Zimmermann, Landwirtschaftsexperte von Greenpeace. “Die Tiere müssen besser gehalten werden und ihre Zahl muss sinken. Nur dann lässt sich der Antibiotika-Einsatz in den Ställen weiter verringern.”. 

Der Lebensmitteldiscounter Aldi hatte im Juni angekündigt, sein Frischfleischsortiment bis 2030 auf die höheren Tierwohl-Haltungsformen 3 und 4 umzustellen, woraufhin auch andere Lebensmitteleinzelhändler angaben, ihr Sortiment schrittweise umzustellen. Dafür müssen in den nächsten Jahren Ställe umgebaut und die Zahl der gehaltenen Tiere reduziert werden. “Es ist ein Meilenstein, dass einige Supermarktketten nun aus dem Billigfleisch-System aussteigen”, so Zimmermann. “Dazu gehört auch eine faire Bezahlung der Landwirt:innen, die auf eine artgerechtere Erzeugung umstellen. Die neue Bundesregierung muss zügig den Rahmen setzen, damit eine bessere Haltung mit weniger Tieren zum Standard wird.”

Folge der Massentierhaltung: Antibiotikaresistenzen in Fleisch, Abwasser und Gülle
Für den aktuellen Test kauften Greenpeace-Rechercheur:innen 50 Fleischproben aus der Selbstbedienung in norddeutschen Supermärkten und Discountern sowie in den Werksverkäufen von Tönnies (Rheda-Wiedenbrück, Nordrhein-Westfalen), Goldschmaus (Garrel, Niedersachsen) und Heidemark (Großenkneten, Niedersachsen). In den Abwässern von Schlachtbetrieben dieser Unternehmen konnte Greenpeace kürzlich resistente Bakterien nachweisen (https://act.gp/3oaY6x4). Auch Fleisch von Tönnies und Goldschmaus war in der aktuellen Stichprobe belastet, die sechs bei Heidemark gekauften Proben Geflügelfleisch hingegen waren negativ. Greenpeace hatte in den vergangenen Jahren mehrfach resistente Bakterien und Rückstände von Antibiotika auch in Gülle nachgewiesen.


5.7.2021
Greenpeace e. V.
www.greenpeace.de