Wuschel

mf – Lange bevor ich wusste, dass man mit Tieren sprechen kann, lehrten mich meine vierbeinigen Gefährten, dass es Ebenen tiefen Verstehens zwischen Mensch und Tier gibt, die ich mir früher (in meiner „tierlosen“ Zeit) nie hätte vorstellen können. Schritt für Schritt führten sie mich weiter auf den Weg zur Tierkommunikation, und dafür danke ich ihnen von ganzem Herzen.

Mein erster Hund hieß Wuschel. Er war ein süßer graulockiger Terriermischling mit braunen Knopfaugen. Seine ersten zwei Lebensjahre hatte er an der Kette verbracht, und nun war er über Tierschützer zu mir gekommen. Wuschel war kein einfacher Hund, er war ein Ausbrecherkönig, ein notorischer Streuner und ein passionierter Jäger, der gnadenlos alles verfolgte, was sich irgendwie bewegte.

Aber er bewies mir etwas, wovon ich im Grunde eigentlich schon immer überzeugt war: Dass Tiere jedes Wort verstehen, das man zu ihnen sagt. Während eines Urlaubs im Allgäu waren wir ziemlich genervt von ihm, weil er jede Kuh (und davon gibt es ja im Allgäu nicht gerade wenige) wie wild ankläffte. Alle gängigen Erziehungstricks wollten nicht helfen. Irgendwann machte es dann bei mir auf einmal „Klick“, und ich verstand: Wuschel wollte die vermeintlich gefährlichen großen Tiere verjagen, um uns zu beschützen! Ich erklärte ihm darauf hin, dass das nicht nötig sei – und unser Hund hat seitdem keine einzige Kuh mehr angebellt!

Durch Wuschel lernte ich auch, dass es möglich ist, mit einem Tier telepathisch im Verbindung zu treten. Wie gesagt, er war Meister darin, plötzlich zu verschwinden (er konnte Türen öffnen), und es war nahezu unmöglich, ihn wieder einzufangen, weil er sich einen Spaß daraus machte, immer wieder zu entwischen. Als er wieder einmal ausgebüchst war, versuchte ich etwas Neues. Ich hatte gelesen, dass man Tieren Botschaften in Form von Bildern senden könnte. Also setzte ich mich mit einer Breze (er liebte Brezen) auf mein Sofa und stellte mir vor, dass das kleine Schlitzohr von selbst durch die Terrassentür käme und sich seine Belohnung holen würde. Ich konnte es kaum glauben, aber mein Ausreißer kam nach zwei Minuten angerannt! Ich habe geweint vor Freude.

Leider ist Wuschel relativ früh an Krebs gestorben. Ich habe wie eine Löwin um ihn gekämpft, aber ich hatte keine Chance. Ich wünschte, ich hätte damals schon die Möglichkeit gehabt, richtig mit ihm zu reden. Wie viel mag er mir mitgeteilt haben, und ich habe es nicht gehört?

©mf


Bildnachweis:
©Foto: Monika Falck, Lizenz: CC BY-NC-ND 4.0

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