mf – Ich hatte in meiner Naivität wirklich gedacht, dass dieses Unding so langsam aus dem Verkehr gezogen sei. Aber ich wurde eines besseren belehrt. Neulich traf ich beim Gassigehen ein schon etwas betagteres und ziemlich kleines Herrchen mit einem wahren Mondkalb an der Leine, und dieses Tier trug – ein Stachelhalsband. Auf meine Frage, warum der arme Hund so ein Teil erdulden müsse, bekam ich die Antwort: „Damit er pariert!“ Ich konnte mir nur mit Mühe einen bösen Kommentar verkneifen (am Auto prangte übrigens ein Aufkleber „Tierfreund“!). Statt dessen versuchte ich, den Mann ganz freundlich aufzuklären, dass es da wohl doch auch Alternativen gebe.
Ich gehe davon aus, dass die Leser meiner Homepage ihrem Liebling keinen Stachelwürger zumuten. Das Problem mit nicht leinenführigen Hunden hingegen werden wohl einige kennen. Deshalb möchte ich ganz ausdrücklich darauf hinweisen, dass jede Maßnahme, die dem ziehenden Hund in irgendeiner Weise Schmerzen bereitet, kontraproduktiv ist. Der Hund lernt dabei nur eines: Alles, was mich interessiert (tolle Gerüche, andere Vierbeiner etc.), kann weh tun. Es gibt keine effektivere Methode, eine Leinenaggression gegenüber anderen Hunden heranzuzüchten, als Stachel- und Kettenhalsbänder oder sonstige Gerätschaften, die dem Hund nur unangenehm sind.
Für am ehesten geeignet halte ich das so genannte „Halti“ – eine Art Pferdehalfter, das den Hund durch einen leichten Druck auf die Nase vom Zerren abhält. Das ist nicht schmerzhaft und ermöglicht auch Kindern und älteren Leuten, mit ihrem vierbeinigen Rambo einigermaßen anständig durchs Gelände zu laufen. Viele Hundehalter benutzen das Halti nicht gerne, weil sie dann ständig darauf angesprochen werden, warum ihr Bello denn einen Maulkorb tragen müsse. Ein Halti ist aber kein Maulkorb, der Hund kann damit hervorragend beißen, wenn er das möchte. Das kann man den Leuten auch erklären – und ich denke, nervige Fragen hin und wieder sind noch leichter zu ertragen als ewig nervende Gassigänge.
Aber auch ein Halti funktioniert mit den Prinzip Vermeidung. Wäre es nicht schöner, wenn der Hund seine Führungsrolle an Sie abgeben würde, weil er Ihnen als Leittier vertraut und sich auf Sie verlässt? Ja, sicher, werden Sie sagen, aber wie macht man das?
Ganz einfach: Sie nehmen Ihrem Hund den Raum zum Vorpreschen, indem Sie ihn ganz kurz an die Leine nehmen und sich wortlos vor ihm aufbauen. Das erfordert ein bisschen Übung, weil ein cleverer Hund natürlich versuchen wird, an ihnen vorbeizukommen, aber es geht. Irgendwann kapiert der Hund, dass derjenige am anderen Ende der Leine das Sagen hat… Viel Spaß beim Ausprobieren!
©mf