Repräsentative VIER PFOTEN Umfrage
Bürger:innen enttäuscht von Plänen der Bundesregierung zum Umbau der Tierhaltung
Bericht: Vier Pfoten e.V.
Hamburg, 09. Juni 2021 – Zwischen dem 09. und 11. Juni trafen sich die Agrarminister:innen der Bundesländer auf der digitalen Agrarministerkonferenz, um über aktuelle landwirtschaftliche Themen zu beraten. Eine repräsentative Umfrage von VIER PFOTEN zeigt, dass etwa 90 Prozent der Deutschen Haltungssysteme und Praktiken der konventionellen Landwirtschaft kritisch sehen. Mehr als zwei Drittel der Befragten sind für ein sofortiges Verbot von routinemäßigen Amputationen. Dazu gehört das Kürzen von Ringelschwänzen oder die Enthornung und das Kupieren von Puten-Schnäbeln. 81 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die Politik dafür sorgen sollte, dass es auch den Tieren in der Landwirtschaft gut geht. 90 Prozent der Befragten sind sogar bereit, dafür einen höheren Preis zu bezahlen, wenn dadurch die Tierhaltung verbessert wird.
„Die Umfrageergebnisse zeigen deutlich, dass die Öffentlichkeit in puncto Tierschutz möchte, dass die Politik handelt. Die Bürgerinnen und Bürger sind massiv enttäuscht von den aktuellen Plänen der Bundesregierung zum Umbau der Tierhaltung. Mit den bisher gemachten Vorschlägen werden die Probleme der landwirtschaftlichen Tierhaltung nicht behoben, sondern Verstöße gegen das Tierschutzgesetz weiter toleriert: Tierschutzwidrige Praktiken, wie Amputationen und Hochleistungszucht oder die Haltung von Schweinen und Rindern in zu engen Ställen auf Betonspaltenböden werden weiterhin subventioniert. Das ist kein Umbau, sondern Verbrauchertäuschung. Es wird ein umfassender tiergerechter Umbau suggeriert, den es nicht geben wird. Es muss endlich Schluss sein mit den Pseudo-Verbesserungen an dem kranken System der Massentierhaltung. Die Mehrheit der Bevölkerung möchte keine durch Tierquälerei erzeugte Lebensmittel und ist sogar bereit, mehr dafür zu bezahlen – jetzt ist die Politik dran“, sagt Rüdiger Jürgensen, Geschäftsführer VIER PFOTEN Deutschland.
VIER PFOTEN Umfrage offenbart Kritik an konventioneller Tierhaltung
Die repräsentative Marktstudie zeigt, dass die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung die konventionelle Tierhaltung in der deutschen Landwirtschaft negativ bewertet: 91 Prozent der Befragten lehnen die Haltung von Sauen in Kastenständen ab. 69 Prozent der Befragten sind sogar für ein sofortiges Verbot. Die Haltung von Schweinen und Mastrindern auf Betonspaltenböden ohne weiche Liegefläche wird von 91 Prozent der Befragten kritisch bewertet. Etwa zwei Drittel der Befragten sprechen sich für ein sofortiges Verbot dieser Haltungen aus. 89 Prozent sehen die Haltung von Masthühnern ohne Auslauf kritisch. Mehr als die Hälfte der Befragten sind für ein sofortiges Verbot dieser Haltung.
Ebenso wird die Zucht auf hohe Leistungen wie Turbowachstum bei Mastgeflügel oder riesige Milchmengen pro Kuh und die dadurch bedingten negativen gesundheitlichen Folgen für die Tiere von rund 90 Prozent der Befragten kritisch gesehen. 70 Prozent der Befragten sprechen sich für ein sofortiges Verbot der Hochleistungszucht von Masthühnern aus und 60 Prozent für ein sofortiges Verbot von Hochleistungszuchten von Milchkühen.
Zudem zeigt die Umfrage, dass die Bürger:innen die Art und Weise, wie Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner den so genannten Umbau der Nutztierhaltung plant, so nicht befürwortet. Nur fünf Prozent der Deutschen stimmen der Aussage zu, dass Sie sich einen Umbau der Nutztierhaltung für mehr Tierwohl „genauso“ vorstellen, wie es die aktuellen Pläne des Kompetenznetzwerks Nutztierhaltung (sog. Borchert-Kommission) vorsehen. 81 Prozent der Befragten finden, dass die Politik dafür sorgen sollte, dass es auch den Tieren in der landwirtschaftlichen Tierhaltung gut geht.
„Die Bürgerinnen und Bürger wünschen sich, dass es Schweinen, Rindern und Hühnern gut geht. Sie wollen keine tierischen Lebensmittel konsumieren, die unter großem Leid produziert wurden und sind bereit dafür ihren Beitrag zu leisten. Die gewählten Agrarministerinnen und Agrarminister sind in der Pflicht, dem Wunsch der Bevölkerung nachzukommen. Bei der anstehenden Konferenz müssen ehrlich und lösungsorientiert die Missstände in der konventionellen Landwirtschaft verbessert werden“, so Rüdiger Jürgensen.
Mit der aktuellen Kampagne: Schluss mit der Tierleid-Industrie setzt sich VIER PFOTEN für ein Ende der Massentierhaltung ein und fordert die zur Bundestagswahl stehenden Parteien auf: Der Ausstieg aus der Massentierhaltung muss in die Wahlprogramme und in den Koalitionsvertrag.
Methodik der Marktforschung:
Um die Einstellung der Deutschen zu der aktuellen Nutztierhaltung und den Plänen der Borchert-Kommission für einen Umbau der Tierhaltung abzufragen, hat VIER PFOTEN eine repräsentative Studie durchführen lassen. Vor diesem Hintergrund hat VIER PFOTEN im März 2021 eine Befragung unter 1.589 Bürger:innen in Auftrag gegeben, die hinsichtlich Geschlecht, Alter, Bildung, Haushaltsnettoeinkommen, Bundesland und Ernährungsform repräsentativ für die bundesdeutsche Bevölkerung steht.
9.6.2021
Oliver Windhorst
Pressesprecher
Vier Pfoten e.V.
www.vier-pfoten.org
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