Mitteilung: Ärzte gegen Tierversuche e.V.
Axolotl sind mexikanische Salamander, die die Fähigkeit haben, verletzte Organe oder sogar Gliedmaßen sehr schnell nachwachsen zu lassen. Am Uniklinikum Dresden werden ihnen Nerven durchschnitten, um sie beim Nachwachsen zu beobachten. Bei Mäusen wird künstlich Dickdarmkrebs oder ein Herzinfarkt ausgelöst, Schafen werden Löcher in den Schädel gebohrt. Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche kritisiert in einem neuen Flugblatt Tierversuche in Dresdens Laboren als ethisch nicht zu rechtfertigen und wissenschaftlich unsinnig.
„Im Tierversuch werden Tiere zu Messinstrumenten degradiert, die nach Gebrauch weggeworfen werden, doch Tiere sind fühlende, leidensfähige Lebewesen“, weiß Dr. med. vet. Corina Gericke, Vizevorsitzende von Ärzte gegen Tierversuche. Aber auch aus wissenschaftlicher Sicht sind Tierversuche abzulehnen, denn das tierexperimentelle System beruht auf dem falschen Ansatz, menschliche Krankheiten in sogenannten Tiermodellen nachahmen zu wollen.
So wird am Herzzentrum Dresden bei gesunden Mäusen ein Herzkranzgefäß abgebunden, um einen Herzinfarkt zu simulieren. Die künstlich krank gemachten Tiere haben mit Humanpatienten und deren komplexen Situation nichts zu tun. Wichtige Aspekte der Krankheitsentstehung wie Ernährung, Lebensgewohnheiten, schädliche Umwelteinflüsse sowie psychische und soziale Faktoren werden bei dieser Art der Forschung völlig außer Acht gelassen. An der Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie werden bei Mäusen lokal begrenzte Dickdarmtumore durch Injektion von speziellen Viren erzeugt. Je nach Art des Tumors sterben die Tiere nach 80-200 Tagen meist an einem Darmverschluss infolge des Tumors. Der Dickdarmkrebs soll „standardisiert“ bei Mäusen hervorgerufen werden. „Die Welt des Menschen ist aber nicht standardisiert, sondern durch unzählige Faktoren beeinflusst“, moniert Gericke. „Ein solches ‚Modell‘ ist fern jeder Realität und Ergebnisse daraus für die Humanmedizin völlig irrelevant. Viel sinnvoller wäre es, Dickdarmkrebs an aus menschlichen Zellen generierten Darm-Organoiden, also Mini-Organen, zu erforschen.“
Als besonders perfide Neugierforschung sind nach Ansicht des Ärztevereins die Versuche mit Axolotl der Klinik für Neurochirurgie einzustufen. Den Amphibien wird der Ischiasnerv durchgeschnitten. Nach 7 und 14 Tagen wird das Hinterbein erneut aufgeschnitten, um den Nerv zu fotografieren. Im Laufe der nächsten 4 Monate werden die insgesamt 78 Tiere nach und nach getötet. „Auch, wenn die Experimentatoren herausfinden sollten, wie der Axolotl das macht, amputierte Gliedmaßen und Nerven zu regenerieren, werden wir Menschen niemals diese Fähigkeit erlangen“, erklärt die Tierärztin.
In einem weiteren Beispiel aus der Uni Dresden werden Schafen je 3 Löcher in den Schädel gebohrt und mit verschiedenen Materialien gefüllt. Nach Aussage des Ärztevereins macht es keinen Sinn, die Knochenheilung an Schafen zu untersuchen, die einem ganz anderen Knochenstoffwechsel unterliegen als der Mensch.
In einer 26-teiligen Serie informiert der Verein Ärzte gegen Tierversuche über Tierversuche in einer bestimmten Stadt. Dresden ist mit Nr. 26 das neueste Blatt dieser Reihe. Der Verein will damit die lokale Bevölkerung sensibilisieren, seine Forderung nach einer innovativen tierversuchsfreien Forschung mit aus menschlichen Zellen gezüchteten Mini-Organen und Multi-Organ-Chips zu unterstützen.
⇒ Flugblatt „Tierversuche im Brennpunkt“ Teil 26 Dresden (pdf-Datei)
⇒ Alle Städte-Infoblätter zum Download
12.5.2020
Ärzte gegen Tierversuche e.V.
www.aerzte-gegen-tierversuche.de