Kyra

mf – Nach Robins Tod war es für mich zunächst unvorstellbar, wieder eine Katze zu haben. Ich entsinne mich, dass ich zwei Tage später zu Besuch bei einer Familie mit drei Samtpfoten war. Ich war innerlich wie tot und hatte null Interesse an den drei süßen Tieren.
Aber Robin wäre nicht Robin, wenn er nicht genau gewusst hätte, was seine „Mami“ braucht. Drei Tage nach seinem Abschied hörte ich seine Stimme: „Schau auf die Homepage vom Tierheim!“

Ich habe mich total gewundert, denn das hatte ich bereits getan. Nicht, weil ich eine neue Katze wollte, sondern einfach, um mir Katzenfotos anzuschauen und mir selbst zu bestätigen, dass es nach Robin für mich nie wieder so eine kleine Kratzbürste geben würde. Da war kein einziges Tier, das mich auch nur ansatzweise interessiert hätte.
Aber Robin blieb bei seiner Anweisung, und als gut erzogenes Frauchen habe ich natürlich gehorcht. Ja, und auf der Tierheimseite stieß ich als erstes auf Kyra – sie stand ganz oben auf der Liste der zu vermittelnden Katzen. Und mir war sofort klar, dass ich sie zu uns holen musste.

Noch am gleichen Tag raste ich ins Tierheim. Ich sah Kyra sofort. Sie saß als einzige Katze im Freigehege, und es sah so aus, als hätte sie schon auf mich gewartet. Sie begrüßte mich auch gleich wie eine alte Bekannte, ganz offensichtlich war sie von Robin schon instruiert worden. Am nächsten Tag saß sie bei uns im Wohnzimmer und tat so, als wäre sie nie woanders gewesen. Am Abend ging sie wie selbstverständlich mit mir in mein Bett, und es fühlte sich so vertraut an, als würden wir uns schon ewig kennen. Nur vor Miro hatte Kyra zunächst Angst, aber das legte sich ganz schnell.

Kyra war und ist eine reine Wohnungskatze – etwas, was ich mir bislang nie so recht hatte vorstellen können. Aber angesichts unserer durch Robin schwer angeschlagenen Nerven (mehrere schlimme Unfälle, unzählige schlaflose Nächte und am Ende eine Vergiftung) waren wir sehr glücklich darüber. Kyra bekam ein großes Freigehege auf der Terrasse, auf das sie selbstständig durch die Katzenklappe gelangen kann. Das liebt sie sehr, aber sie zeigt keinerlei Interesse daran, die Wohnung oder das Gehege zu verlassen.

Kyra ist ein richtiger Schatz, sehr lieb, sehr ruhig, aber auch verspielt und fröhlich. Manchmal sieht sie Robin zum Verwechseln ähnlich (abgesehen davon, dass sie als Norwegermix größer ist und längere Haare hat), aber ich bin mir immer dessen bewusst, dass sie mein Kyra-Mädchen ist und Robin nur vom Äußeren her gleicht.

Da Kyra aus einem Mehrkatzenhaushalt stammt, war uns schon bald klar, dass sie Katzengesellschaft braucht, der alte Miro war als Spielgefährte für sie natürlich weniger geeignet. Und so zog nach knapp zwei Monaten Alina bei uns ein. Aber über Alina gibt es eine eigene Geschichte.


©Foto: Monika Falck, Lizenz: CC BY-NC-ND 4.0

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