Hamburg – Aktuell werden in Dänemark Millionen Nerze getötet und samt Fell verbrannt, um eine weitere Ausbreitung des mutierten Corona-Erregers zu verhindern. Zum Schutz von Mensch und Tier fordert die internationale Tierschutzstiftung VIER PFOTEN ein Ende der Pelztierzucht.
Dazu kommentiert Thomas Pietsch, Wildtier- und Pelzexperte bei VIER PFOTEN:
„Die weltweiten Schlagzeilen sind schockierend: Dänemark plant 17 Millionen Nerze zu töten, weil sie mit einer neuen Mutation des Coronavirus infiziert sind, die bereits auf Menschen übertragen wurde. Derzeit sind diese Pläne ausgesetzt, da der Regierung die notwendige Parlamentsmehrheit für ein Notgesetz zur Tötung der Tiere fehlt. Weltweit werden jährlich etwa 100 Millionen Nerze, Marderhunde und Füchse wegen ihres Pelzes getötet. Dänemark gilt nach China als der größte Pelzproduzent und betreibt mehr als 1.300 Nerzfarmen. Nun kam es in dem skandinavischen Land auf mehr als 160 Pelzfarmen zu COVID-19-Ausbrüchen sowie zu zahlreichen Verdachtsfällen auf weiteren Farmen. Die ersten 1,9 Millionen Nerze aus dem dänischen Gesamtbestand sind bereits getötet worden. Eine riesige Gefahr für Menschen, eine enorme Qual für die Tiere. Nerze leben normalerweise in freier Wildbahn, in den Pelzfarmen werden sie aber in enge Drahtgitterkäfige gezwängt. Ganz konkret stehen jedem Tier 0,255 m² zur Verfügung. Nerze werden im Alter von rund acht Monaten, also noch als Jungtiere, vergast und ihnen wird dann das Fell abgezogen.
Die Tötungspläne der dänischen Behörden sind ein schwerer Schlag für die hiesige Nerzindustrie, eine der größten weltweit. Tatsächlich wären die meisten Tiere in den nächsten Wochen ohnehin für die jährliche Pelzernte für die Modeindustrie getötet worden. Nun erfährt die ganze Welt von den tierquälerischen Zuständen auf den Pelztierfarmen, und im besten Fall markiert die derzeitige Krise den Anfang vom Ende zumindest der europäischen Pelzindustrie.
In mehr als einem Dutzend europäischer Länder ist die Pelztierzucht mittlerweile gesetzlich verboten, beispielsweise in Österreich, Großbritannien oder Tschechien. Andere Staaten, wie etwa Deutschland und die Schweiz, haben strengere Bestimmungen erlassen, die die Pelztierhaltung wirtschaftlich unrentabel machen. Nach den massiven COVID-19-Ausbrüchen auf Nerzfarmen haben die Niederlande im August 2020 das vorzeitige Aus für Pelzfarmen verkündet; bis zum 1. März 2021 müssen alle Nerzzüchter den Betrieb einstellen. Im September 2020 hat auch Frankreich das Ende seiner Nerzfarmen beschlossen. In vielen anderen europäischen Ländern sind Verbotsregelungen derzeit in der politischen Diskussion.
Pelz ist ein völlig unnötiger Luxusartikel. Um die Öffentlichkeit zu schützen und Tierleid zu verhindern, fordert VIER PFOTEN die EU-Kommission auf, die Mitgliedsstaaten darauf zu drängen, die Pelztierzucht zu beenden.
Die Pelzindustrie ist ein grausames und, wie man sieht, auch gefährliches Geschäft – nicht nur für die Tiere, sondern auch für die Menschen. Für die öffentliche Gesundheit und natürlich zum Schutz der Tiere, muss es schleunigst ein Verbot von Pelzfarmen geben. Sonst ist es nicht unrealistisch, dass die nächste Pandemie von einem EU-Land ausgeht.“
10.11.2020
VIER PFOTEN
www.vier-pfoten.de