Defizite in den unteren Stufen deutlich machen / Die FDP provoziert bewusst ein Scheitern des Umbaus der Tierhaltung
Hamburg/Berlin, 07. Juni 2022 – Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir hat heute endlich seine Eckpunkte zur verpflichtenden Tierhaltungskennzeichnung vorgestellt. Dazu kommentiert die globale Stiftung für Tierschutz, VIER PFOTEN:
„Die Bezeichnung der Stufen ist enttäuschend: ,Stall´ stellt überhaupt nicht transparent dar, wie sehr die Schweine in den engen Vollspaltenbuchten leiden. Wenn die Kennzeichnung wirklich erfolgreich sein und eine Lenkungswirkung hin zum Konsum von Produkten aus besserer Haltung erzielen soll, muss sie erstens realistisch zeigen, wie die Tiere in den einzelnen Stufen gehalten werden und zweitens die Tierschutzdefizite gerade in den unteren Stufen deutlich machen. Zudem muss eine transparente Kennzeichnung auch für verarbeitete Produkte, den Außer-Haus-Verkauf und die Gastronomie gelten. Da müssen Minister Özdemir und die Bundesregierung dringend nachbessern. Wie gut es den Tieren wirklich in den Haltungssystemen geht, hängt auch maßgeblich vom Management ab. Deshalb muss mehr und regelmäßig kontrolliert werden, wie die Tierschutzsituation auf den einzelnen Betrieben ist.
Der Gesetzentwurf zur Haltungskennzeichnung ist ein guter erster Schritt, um die Verbraucherinnen und Verbraucher beim Einkauf von tierischen Produkten besser zu informieren. Davon ist aber noch kein einziger Stall umgebaut. Die FDP muss bei der Finanzierung endlich ihre Blockadehaltung aufgeben, sonst sieht es für mehr Tierschutz düster aus. Es grenzt an Sabotage, dass die Liberalen bei der Finanzierung weiter ihr Mantra des sich selbst regulierenden Marktes predigen, während viele der Tierschutzprobleme in der landwirtschaftlichen Tierhaltung genau darin ihre Ursache haben. Die FDP provoziert damit bewusst ein Scheitern des Umbaus der Tierhaltung.“
Rüdiger Jürgensen, Mitglied der Geschäftsleitung VIER PFOTEN Deutschland
Forderungen VIER PFOTEN
- Verpflichtende und die Realität abbildende Kennzeichnung für Fleisch- und Milchprodukte sowie Produkte mit verarbeiteten Eiern
- Verbot irreführender Bebilderung auf Lebensmittelverpackungen
- Einbezug von Segmenten wie der Gastronomie und weiterer Außer-Haus-Verpflegung
- Transport und Schlachtung für alle Tiere zu den bestmöglichen Bedingungen
- Ehrliche Informations- und Aufklärungskampagne
- Etablierung eines verpflichtenden Tierwohl-Monitorings durch unabhängige Kontrollstellen
- Hohe gesetzliche Mindeststandards für alle Tierarten
- Einheitliche und verpflichtende Kennzeichnung auf europäischer Ebene
- Maßnahmen zur Reduktion des Konsums tierischer Produkte und Förderung pflanzlicher Alternativen
Alle Forderungen von VIER PFOTEN finden sich im Positionspapier (pdf-Datei).