Rund 350 Teilnehmer:innen / Demonstration, Expert:innenrunde, Podiumsdiskussion mit Politiker:innen und Mahnwache
Mitteilung: Vier Pfoten
Hamburg/Aurich, 09. April 2022 – Die globale Tierschutzorganisation VIER PFOTEN demonstriert heute im niedersächsischen Aurich mit den „Ostfriesen gegen Tierleid“ und über zwanzig weiteren Organisationen gegen grausame Tiertransporte. Vor Ort sind heute rund 350 Teilnehmer:innen. Gemeinsam will das Aktionsbündnis ein Zeichen gegen grausame Tiertransporte setzen und die politischen Verantwortlichen zum Handeln bewegen, Tiertransporte zu verbieten. Von der Tiersammelstelle in Aurich wird ein Großteil der aus Deutschland exportierten Tiere abgefertigt – hunderte Transporte gehen jährlich in andere EU-Länder und Drittstaaten. Auf der Tagesagenda der Demo steht neben dem Marsch durch die Auricher Innenstadt auch einige Redebeiträge, eine Expert:innenrunde, eine politische Podiumsdiskussion und eine Mahnwache vor der Tiersammelstelle VOST.
„Niedersachsen ist eine der wichtigsten Drehscheiben für Tiertransporte und Aurich ist einer der Landkreise, der die meisten Tiertransporte in Drittländer genehmigt. Durch zu lange Transportzeiten und sehr schlechte Transportbedingungen verursachen Tiertransporte oft massive Tierschutzprobleme. Eng zusammengepfercht stehen die Tiere tage- oder sogar wochenlang in den Transportfahrzeugen. Sie leiden unter enormer Hitze oder Kälte, Durst, Hunger, Stress und Angst. Viele Tiere brechen zusammen, verletzen sich schwer und sterben auf dem Transport oder noch Tage danach an den Folgen dieser Torturen. Die wenigsten Transporte werden kontrolliert, Vorschriften werden regelmäßig missachtet und Verstöße nicht geahndet. Insbesondere bei Langstreckentransporten in Drittländer wie Marokko, Algerien oder Libyen ist es unmöglich, die Umsetzung der ohnehin viel zu laschen EU-Tierschutzvorgaben zu kontrollieren.
Gemeinsam mit anderen Organisationen fordern wir heute in Aurich das Ende von grausamen Tiertransporten. Das vielfach dokumentierte Tierleid darf nicht weiter ignoriert werden. Die Bundesregierung kann sich nicht länger wegducken, sie muss endlich Verantwortung übernehmen und sich mit ganzer Kraft dafür stark machen, dass diese unhaltbaren Zustände nicht länger traurige Realität sind. Auch die Vertreterinnen und Vertreter der Bundesländer kamen bei der Agrarminister:innenkonferenz in der vergangenen Woche zu dem Ergebnis, dass die Bundesregierung in einem ersten Schritt Tiertransporte aus Deutschland in bestimmte Länder verbieten sollte. Wir fordern außerdem, dass Deutschland sich auf EU-Ebene endlich mit starker Stimme für ein Verbot grausamer Tiertransporte sowohl für Deutschland als auch die EU einsetzt“, sagt Daniela Schneider, Kampagnenverantwortliche bei VIER PFOTEN.
Hintergrund
Der Landkreis Aurich steht seit Jahren in der Kritik, da dort besonders viele Rinderexporte in Drittländer abgefertigt werden. Im Laufe des Jahres 2020 haben fast alle Bundesländer Erlasse gegen Tiertransporte in Drittländer herausgegeben. Diese Erlasse sind jedoch unterschiedlich stark formuliert und einige Behörden nehmen die Prüfungen der Genehmigungen dieser Transporte nicht genau. Transport- und Zuchtunternehmen nutzen weniger strenge Bundesländer wie Niedersachsen und Brandenburg als Schlupfloch und lassen Rinder erst in das jeweilige Bundesland transportieren, um sie von dort aus in weit entfernte Drittländer wie Marokko oder Ägypten abzufertigen.
Forderungen von VIER PFOTEN
Die globale Stiftung für Tierschutz fordert als ersten Schritt ein bundesweites Verbot von Langstreckentransporten und Transporten lebender Tiere in Drittländer. Die Bundesregierung muss sich auf EU-Ebene zudem für ein EU-weites Verbot dieser Transporte einsetzen. Die Stimme Deutschlands wird bei der bevorstehenden Revision der EU-Transportverordnung von großer Bedeutung sein.
Bundes- und EU-weit sollte gelten:
- Kein Transport von nicht abgesetzten Tieren, die noch auf Milchnahrung angewiesen sind
- Maximal vier Stunden für alle Tiere innerhalb Deutschlands sowie generell für Geflügel und Kaninchen
- Maximal acht Stunden für alle anderen Tierarten unabhängig vom Zielland
- Verbot des Transports lebender Tiere auf Schiffen
- Verbot des Transports bei zu erwartenden Außentemperaturen von über 25 Grad Celsius und unter 5 Grad Celsius
- Für Legehennen: Unter 15 Grad Celsius und über 25 Grad Celsius Außentemperatur
- Für Kaninchen: Unter 5 Grad Celsius und über 20 Grad Celsius Außentemperatur
- Für Kühe während der Laktationsperiode: Unter 5 Grad Celsius und über 15 Grad Celsius Außentemperatur
- Transport von Fleisch und Zuchtsamen statt lebender Tiere
9.4.2022
VIER PFOTEN –
Stiftung für Tierschutz
www.vier-pfoten.de