Beobachtung bei Online-Inseraten: Viele Menschen geben Hund nach kurzer Zeit wieder ab

VIER PFOTEN und Tierärztin warnen vor Verhaltensauffälligkeiten von Tieren aus illegalem Welpenhandel 

Hamburg – Rund eineinhalb Jahre nach dem ersten großen Heimtier-Boom im Zuge der Corona-Pandemie scheinen vermehrt Menschen mit ihrem Tier überfordert und gewillt zu sein, es über Online-Plattformen zum Weiterverkauf anzubieten. Dies hat die globale Stiftung für Tierschutz VIER PFOTEN im Zuge ihrer Beobachtung des Online-Marktes festgestellt: Auf Kleinanzeigen-Plattformen stehen derzeit vermehrt Junghunde zum Verkauf.

„Die Erkenntnis, dass zunehmend auch Junghunde online angeboten werden, ist extrem beunruhigend, denn es handelt sich nicht um irgendeine Ware, sondern um fühlende Lebewesen. Besonders dramatisch ist dies, weil vor allem die Hunde aus dem illegalen Welpenhandel in ihrem jungen Leben schon Schreckliches erlebt haben. Das zieht häufig Verhaltensauffälligkeiten nach sich. Dieses grausame Geschäft wird durch die noch immer hohe Nachfrage nach Heimtieren extrem begünstigt. Illegale Händlerinnen und Händler nutzen unregulierte Online-Plattformen, um anonym und mit minimalem strafrechtlichem Risiko zu agieren.

Die neue Regierung hat mit der im Koalitionsvertrag festgelegten Identitätsprüfung vorgelegt – nun muss sie die Pläne auch konsequent umsetzen. Für eine sichere Regulierung des Onlinehandels mit Tieren ist es notwendig, dass die Identifikation auch wirklich wasserdicht ist – beispielsweise durch ein Video-Ident-Verfahren. Um den illegalen Handel wirklich zu stoppen und auch die Drahtzieher ermitteln zu können, müssten künftig nur noch gechippte und in einem Heimtierregister eingetragene Hunde auf Online-Plattformen angeboten werden dürfen. Um den illegalen Handel nicht unbewusst zu unterstützen, sollten Menschen lieber im Tierheim nach einem passenden Hund schauen – denn noch tummeln sich zu viele Kriminelle auf den Online-Kanälen“, sagt Daniela Schneider, Kampagnenverantwortliche für Heimtiere bei VIER PFOTEN.

Foto: Rolf Handke / pixelio.de

Tierärztin Kirsten Tönnies bekräftigt: „In meiner Praxis erlebe ich immer wieder verängstigte Welpen und Junghunde. Sie sitzen geduckt und regungslos auf dem Behandlungstisch oder suchen nach jeder Gelegenheit, um sich zu verstecken. Solche Verhaltensauffälligkeiten sind nicht selten und korrelieren oft mit traumatischen Erfahrungen. Viele dieser Hunde kommen aus dem illegalen Welpenhandel. Oft wurden die Tiere nicht ausreichend versorgt oder erlebten den Kontakt mit Menschen nur negativ. Die Summe der Erfahrungen kann regelrechte Angststörungen auslösen. Viele dieser Hunde haben Schwierigkeiten allein zu bleiben, verlieren sich im Dauer-Bellen, werden nicht stubenrein, zerstören Möbel und zeigen eine erhöhte Angst vor allem Fremden. Hinzu kommt, dass viele Menschen unüberlegt einen Welpen kaufen und weder über die Bedürfnisse noch über die richtige Erziehung eines Hundes informiert sind. Der teils falsche Umgang mit Welpen verstärkt Verhaltensauffälligkeiten. Ausgelöst durch menschliches Fehlverhalten wird der Hund so oft zu einer Belastung für Halterin oder Halter und nicht selten nach kurzer Zeit wieder abgegeben.“

Junghunde aus illegalem Handel sind vermehrt verhaltensauffällig 
Das große Angebot von Junghunden auf Online-Plattformen zu hohen Preisen untermauert die Befürchtung vieler Tierschutzorganisationen, dass viele Anschaffungen im Zuge der Pandemie spontan und unüberlegt waren. Für die langfristige Erziehung und das Wesen des Tieres kann die Abgabe während der pubertären Phase jedoch sehr verstörend sein. Insbesondere Tiere aus dem illegalen Welpenhandel werden oft als Junghunde verstärkt verhaltensauffällig, da sie viel zu früh von ihren Müttern getrennt wurden und ihnen dadurch wesentliche Grundzüge des Sozialverhaltens fehlen. 


1.12.2021
Vier Pfoten – Stiftung für Tierschutz
www.vier-pfoten.de 

 

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