Mitteilung: Veterinärmedizinische Universität Wien
Augenersatz, Alltagshilfe und Lebensbegleiter: Blindenführhunde sind unbestritten eine große Hilfe im Alltag von sehschwachen und blinden Menschen. Doch bringen Blindenführhunde ihren Besitzerinnen und Besitzern tatsächlich auch ein Plus an Lebensqualität? Ein Forschungsteam um Lisa Maria Glenk von der Vetmeduni Vienna ging diesen Fragen in einer soeben veröffentlichten wissenschaftlichen Studie nach – und kam zu überraschenden Ergebnissen.
Eine zunehmende Zahl an wissenschaftlichen Studien belegt, dass HundehalterInnen über eine höhere Lebensqualität verfügen. Von besonderer Bedeutung für die menschliche Gesundheit sind speziell ausgebildete Hunde, etwa Therapiebegleit- oder Blindenführhunde. Allerdings gibt es gerade zu Blindenführhunden bisher nur sehr wenige wissenschaftliche Informationen zu den möglichen gesundheitlichen Vorteilen. Dabei könnten Blindenführhunde blinde Menschen möglicherweise nicht nur in ihrer Unabhängigkeit unterstützen, sondern auch soziale Beziehungen und die allgemeine Gesundheit fördern. Frühere Untersuchungen zeigten sogar, dass HundebesitzerInnen weniger Gesundheitsleistungen bezogen haben und dadurch Sozialversicherungskosten eingespart wurden.
Grund genug für ein Forschungsteam rund um Lisa Maria Glenk vom Messerli Forschungsinstitut – eine gemeinsame Einrichtung von Vetmeduni Vienna, MedUni Wien und Universität Wien, die sich interdisziplinär mit der Mensch-Tier-Beziehung beschäftigt – den Sachverhalt zu überprüfen. Untersucht wurde eine Gruppe von österreichischen Blinden mit und ohne Führhund (Stichprobe: 36 Personen) hinsichtlich ihrer Lebensqualität, den jährlichen medizinischen Kosten und ihrer Einstellung oder Beziehung zu einem Blindenführhund.
Überraschende Ergebnisse und Unterschiede im Detail
Überraschenderweise konnten gemäß dem standardisierten Fragebogen keine signifikanten Unterschiede in der Lebensqualität festgestellt werden. Bei näherer Betrachtung scheint es laut Studie jedoch sehr wohl positive Effekte zu geben: So sind BesitzerInnen eines Blindenführhundes häufiger der Ansicht, dass der Hund ein Familienmitglied ist, die Unabhängigkeit erhöht und sich positiv auf die Gesundheit auswirkt. Hinsichtlich der jährlichen Krankenversicherungskosten konnten hingegen keine signifikanten Vorteile festgestellt werden, da zu wenige der im Rahmen der Studie untersuchten Personen die erforderlichen Informationen bereitstellten.
Nutzen unklar, weitere Studien nötig
Dazu Studienleiterin Lisa Maria Glenk: „Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass Blinde mit einem Blindenführhund im Vergleich zu Nicht-HundebesitzerInnen eher der Ansicht sind, dass ein Blindenführhund ihre Gesundheit und Unabhängigkeit verbessern und in gewissem Maße soziale Kontakte fördern kann. Es sind jedoch weitere Untersuchungen nötig, um zu testen, ob es tatsächlich kausale Auswirkungen gibt. Solche Forschung wäre für sehbehinderte Menschen und ihre Familien sowie Versicherungsunternehmen und staatliche Einrichtungen von großem Nutzen.
Folgestudien mit größeren Stichproben würden eine bessere Einschätzung der Vorteile von Blindenführhunden und der damit verbundenen Einsparungen und Kosten ermöglichen.“ Eine weitere Erforschung dieses Themas wäre letztlich auch deshalb wünschenswert, da die Zahl schwerer Sehbehinderungen – und der damit verbundenen Kosten – deutlich zunimmt.
Mitteilung: v. 25.7.2019
Mag. Nina Grötschl
Wissenschaftskommunikation/
Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation
Veterinärmedizinische Universität Wien
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