Afrikanische Schweinepest wirft erneut Systemfrage auf – Exportorientierung kommt Gesellschaft und Tiere teuer zu stehen
Hamburg – Wegen eines mit der Afrikanischen Schweinepest infizierten Wildschweinkadavers im Kreis Spree-Neiße in Brandenburg fürchtet die Fleischindustrie um ihr Exportgeschäft außerhalb der EU. VIER PFOTEN kritisiert die bisher nur auf Exportausfälle fokussierte Debatte.
„VIER PFOTEN fordert eine sachliche und differenzierte Diskussion zur Seuchenprävention der Afrikanischen Schweinepest, anstatt Wildschweine pauschal zum Sündenbock zu machen. Die hochsubventionierte Intensivtierhaltung, die vielen Tiertransporte sowie kontaminiertes Schweinefleisch oder daraus hergestellte Erzeugnisse sind hauptverantwortlich für die rasche Verbreitung von Tierseuchen. Eine Verringerung der Tierzahlen und Bestandsdichten sowie kürzere Transportwege und ein Verbot von Langstreckentransporten würden an den Ursachen ansetzen. Zudem müssen die Entwicklung und der Einsatz von geeigneten Impfstoffen vorangetrieben werden, um das Leben der Tiere zu schützen. Das nur aus handelspolitischen Gründen bestehende Verbot von präventiven Impfungen muss von der EU aufgehoben werden.
Die Nutztierhaltung in Deutschland muss sich grundlegend verändern. Dies verdeutlichen die in immer kürzeren Abständen aufkommenden Krisen und Skandale. Gerade durch die in den vergangenen Jahren vorangeschrittene Zentralisierung der Schlachthöfe sowie Exportorientierung der deutschen Fleischwirtschaft ins EU-Ausland haben sich globale Abhängigkeiten gebildet, die nicht krisenfest sind. Hier muss Politik regulierend eingreifen“, sagt Ina Müller-Arnke, Nutztierexpertin bei VIER PFOTEN Deutschland.
VIER PFOTEN fordert:
- Drastische Reduktion der Tierzahlen, Verringerung der Tierbestände
- Sofortiger Stopp aller Langstrecken-Tiertransporte sowie aller Tiertransporte in und aus betroffenen Regionen
- Erhöhung und bessere Implementierung von Vorkehrungen gegen Ansteckungen auf Betrieben sowie auf allen Transportwegen und in der gesamten Produktionskette
- Keine Massentötungspolitik als alleinige Bekämpfungsmaßnahme, der ethische Wert eines jeden Tieres muss eine wesentliche Rolle spielen
- Notwendige Tötungen müssen unter allen Umständen schmerzlos und frei von Leid ablaufen
- Erlaubnis und Förderung der Entwicklung von geeigneten Impfstoffen gegen die Afrikanische Schweinepest. Entwicklung und Anwendung von Markerimpfstoffen, anhand derer geimpfte von ungeimpften Tieren unterschieden werden können
- Dezentralisierung von tierhaltenden Betrieben und Schlachthöfen, Förderung kleinerer Betriebe mit weniger Tieren, Förderung kleinerer und mittelgroßer Schlachtbetriebe – kürzere Anfahrtswege, weniger Sammeltransporte., weil dies dem Verbreitungsrisiko entgegenwirkt
- Verbot von Langzeit-Lebendtiertransporten, damit die Afrikanische Schweinepest nicht ihr Verbreitungsgebiet ausdehnen kann
14.9.2020
VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
www.vier-pfoten.org