Verstoß gegen das Tierschutzgesetz in Ansbach: PETA zeigt Catch-and-Release-Angler an

Organisation fordert Verbot der Trophäenjagd auf zurückgesetzte Welse

Mitteilung: PETA e.V.

Ansbach / Stuttgart, 4. Juni 2019 – Sie zappeln am Haken, dann im Kescher und ringen außerhalb des Wassers um Sauerstoff: Laut dem „Falk-Report“ vom April 2019 wurde in Wolframs-Eschenbach am Weiher am Oberen Tor ein „Fischzug“ organisiert. Die Fischer holten neben Hunderten Karpfen, Hechten und anderen Fischen auch drei große Waller an Land. Der Report beschreibt nicht, was konkret mit all den Fischen geschah. Jedoch seien die drei Waller in den Fischteich zurückgesetzt worden, „und zwar sehr zur Freude der Sportfischer. Sie können sich also weiterhin Hoffnung machen, einen der stattlichen Waller an die Angel zu bekommen.“ PETA sieht im sogenannten Catch and Release, bei dem Fische gefangen und anschließend wieder ins Wasser geworfen werden, einen Verstoß gegen Paragraf 17 Absatz 2b des Tierschutzgesetzes. Nach dem Gesetz dürfen keinem Wirbeltier länger anhaltende Schmerzen und Leiden zugefügt werden. Daher erstattete die Tierschutzorganisation Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Ansbach.
„Fische sind kein Spielzeug“, so Dr. Tanja Breining, Meeresbiologin und Fachreferentin für Fische und Meerestiere bei PETA. „Catch and Release bedeutet für die sensiblen Wirbeltiere enormen Stress und oftmals Verletzungen. Die bereits geplante Trophäenjagd auf die zurückgesetzten Welse muss klar verboten werden.“
 
PETA verweist auf die Verfügungen des Amtsgerichts Lemgo vom 31. März 2011 (Az.: 25 Cs-22-Js 86/10-194/10), in denen ausdrücklich festgestellt wird, dass es sich beim Catch and Release um eine strafbare Handlung handelt, sowie auf die Ausführung des Oberverwaltungsgerichts Münster vom 3. Juli 2015 (Az.: 20 B 209/15), der zufolge beim Ausüben der Catch-and-Release-Praxis kein vernünftiger Grund besteht, den Tieren Schmerz und Leid zuzufügen, und somit ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz vorliegt. Im Dezember 2017 wurde ein Catch-and-Release-Angler aus Thüringen zu einer Geldbuße von 200 Euro verurteilt. Bereits 2016 zahlte Ex-Fußballprofi Klaus Augenthaler in einem vergleichbaren Fall mehr als 3.000 Euro Geldbuße. Marteria bezahlte Anfang 2018 eine Geldstrafe von 5.000 Euro.
 
Eine Studie stellte fest, dass etwa 40 Prozent der bei Catch and Release gefangenen Fische nicht überlebte [1]. Die britische Biologin Lynne Sneddon wies zudem nach, dass Fische im Kopf- und Mundbereich – also genau dort, wo der Angelhaken das Gewebe durchbohrt – zahlreiche Schmerzrezeptoren haben [2]. Fische zeigen Schmerzverhalten: Sie bewegen sich ruckartig, reiben ihren Mund am Beckenrand, stellen die Nahrungsaufnahme ein und ihre Atemfrequenz erhöht sich. Gibt man ihnen Schmerzmittel, stellen sie dieses Verhalten wieder ein [3]. PETA spricht sich generell gegen das Angeln und den Fischfang aus und unterstützte den Internationalen Welttag zur Abschaffung von Fischerei und Aquakultur am 30. März 2019 mit zahlreichen Aktionen [4].
 
PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein: eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft
 
[1] Sitar, S. P., Brenden, T. O., He, J. X., & Johnson, J. E. (2017): Recreational postrelease mortality of lake trout in Lakes Superior and Huron. North American Journal of Fisheries Management Vol. 37, Iss. 4.
[2] Sneddon, L. U., Braithwaite, V. A., & Gentle, M. J. (2003): Do fishes have nociceptors? Evidence for the evolution of a vertebrate sensory system. Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences, 270(1520), 1115–1121. http://doi.org/10.1098/rspb.2003.2349.
[3] Sneddon, L. U. (2003): The evidence for pain in fish: the use of morphine as an analgesic. Applied Animal Behaviour Science, 83(2), 153-162. DOI: 10.1016/S0168-1591(03)00113-8.
[4] End-of-fishing.org/de.


Mitteilung v. 4.6.2019
PETA e.V. 
www.peta.de

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