GroKo will betäubungslose Ferkelkastration für weitere zwei Jahre erlauben – PETA: „Bundesregierung von Agrarlobbyisten gesteuert“

Mitteilung: PETA e.V.

Berlin / Stuttgart, 2. Oktober 2018 – Ab dem 1. Januar 2019 sollte die extrem schmerzhafte betäubungslose Ferkelkastration in Deutschland verboten werden. Dieser wichtige Schritt wurde mit der Änderung des Tierschutzgesetzes 2013 und einer Übergangsfrist bis zum Ende dieses Jahres beschlossen. Interessenverbände der Schweinehalter und lobbynahe Politiker setzen die Regierung jedoch unter Druck – offenbar mit Erfolg. Heute verkündete das Kabinett, die Frist um zwei Jahre zu verlängern, obwohl der Bundesrat solchen Plänen am 21. September eine klare Absage erteilte. PETA verurteilt die Pläne der Bundesregierung aufs Schärfste. Die Tierrechtsorganisation wirft den Politikern vor, sich den Lobbyisten der Agrarlobby unterworfen zu haben und somit weiterhin millionenfaches schwerstes Tierleid zu billigen. 

„Die Agrarpolitik der CDU ist gesteuert von Agrarlobbyisten wie den Bundestagsabgeordneten Johannes Röring und Josef Rief, die selber Schweine unter erschütternden Bedingungen halten. Die betäubungslose Ferkelkastration in der Agrarindustrie ist grausamste Tierquälerei. Der Versuch, Unrecht im Bundestag weiterhin zu legalisieren, zeigt die moralische Verkommenheit von Julia Klöckner und weiteren verantwortlichen Politikern“, so Peter Höffken, Fachreferent bei PETA. 

In Deutschland jährlich Millionen Ferkel betäubungslos kastriert – Hintergrundinformationen
PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass wir sie essen. Jedes Jahr werden deutschlandweit etwa 20 Millionen männliche Ferkel in ihren ersten Lebenstagen kastriert. Hierdurch soll der sogenannte Ebergeruch vermieden werden, an dem sich die Verbraucher stören könnten. Dieser entsteht während des Bratvorgangs bei einem geringen Prozentsatz des Fleisches männlicher Schweine. Bei der Kastration wird den Ferkeln in den meisten Fällen ohne Betäubung die Haut über den Hodensäcken aufgeschnitten, die Hoden werden herausgedrückt und die Samenstränge durchtrennt oder einfach abgerissen. Während einige europäische Länder wie die Niederlande und England bereits die betäubungslose Ferkelkastration verboten haben, wird in Deutschland seit Jahren über einen gangbaren Weg gestritten. In der Diskussion sind unterschiedliche Methoden, die ab 2019 zum Einsatz kommen könnten: die Inhalationsnarkose, bei der die Ferkel mit CO2 oder Isofluran betäubt werden, die Injektionsnarkose durch Tierärzte und die „Immunokastration“, eine hormonelle Behandlung der Tiere. Alle genannten Betäubungsmethoden sind für die Tiere mit Stress oder Schmerzen verbunden.
2013 kam die Studie „Die Vernetzung der Agrarindustrie und Agrarpolitik in Deutschland“ [1] im Auftrag der Bundestagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zu dem Ergebnis, dass „insbesondere die großen und größten Unternehmen der Agrar- und Ernährungswirtschaft über eine ausgeprägte Repräsentanz in den Parlamenten und anderen Gremien der politischen Entscheidungsfindung verfügen“. Über den Deutschen Bauernverband heißt es: „Seine zentrale Position in der Gestaltung bundesdeutscher Agrarpolitik und der Interessenvertretung ist […] unbestritten.“

[1] Heintz, Veikko (2013): Die Vernetzung der Agrarindustrie und Agrarpolitik in Deutschland. Netzwerkbetrachtung der deutschen Agrar- und Ernährungswirtschaft und ihrer Interessenvertretung in Spitzenverbänden und der Politik. Online abrufbar unter: http://www.paktev.de/mediapool/107/1071834/data/PDF_S/Die_Vernetzung_der_Agrarindustrie_und_Agrarpolitik_in_Deutschland.pdf


PM v. 2.10.2018
PETA Deutschland e.V.
https://www.peta.de

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